Die (Wieder-)Entdeckung…

Stille im Ideenbeet
Es war lange still im Ideenbeet… Nicht, weil mich nicht Dinge beschäftigt hätten, sondern weil mich zu viele Gedanken umgetrieben haben. Ich habe eine Blog-Pause gebraucht und schlicht endlich mal wieder Zeit für mich.
Dafür gibt es dann heute auch einen langen und sehr persönlichen Beitrag.

2015 war wohl das bisher anstrengendste Jahr meiner Selbstständigkeit: Es gab wahnsinnig viel zu tun und so spannende, tolle Projekte und Aufträge, dass ich mich völlig in die Arbeit geworfen habe. Es war ein erfolgreiches Jahr und eines, das mich auch erneut hat wachsen lassen. Im Spätherbst habe ich dann noch spontan eine halbe Stelle für ein Projekt angenommen, obwohl die letzten Wochen des Jahres schon recht gut ausgebucht waren. Das Resultat war voraussehbar: Ich war einfach müde und die Reserven aufgebraucht. Wenn man gerne arbeitet und auch noch eine energievolle, robuste Natur ist – und das trifft auf mich zu – besteht (bei allem Spaß am Tun!) die Gefahr, die eigenen Bedürfnisse zu übersehen. Es geht ja immer noch was … irgendwie halt. Und ja, das geht auch einem Coach so, der es besser wissen sollte 😉

Arbeit ist nicht alles
img_62792016 fing mit einer mittlerweile schon traditionellen Auszeit in Dänemark an, aber eine Woche ist zu kurz, wenn die Batterien leer sind. Die nächsten Aufträge und Verpflichtungen standen bereits in den Startlöchern und der Trott schien eigentlich gerade so weiter zu gehen. Zum ersten Mal habe ich meine Freude ein wenig eingebüßt, habe mich ertappt, wie ich reglos wurde und reaktionsarm.
An Ostern hatte ich Besuch von einer lieben Freundin, die auch eine Kollegin ist und mit der ich feststellen musste: Ich und mein Zustand gefallen weder ihr noch mir. Ich war ein bissel wie das Häschen in der Grube.
Es war an der Zeit wieder Bewegung ins Leben zu bringen, auf mich zu achten, herunterzufahren, mich selbst zu beobachten und zu pflegen, mich auf anderes zu besinnen, als nur auf die Arbeit, denn Vieles kam lange zu kurz.

Manchmal ist der Anfang grün
img_9824Selbstständige werden das Gefühl kennen: Du musst für die Zukunft sorgen, eine Vision haben, Aufträge akquirieren, Pläne machen, auf Ziele hinarbeiten und dich gut vermarkten. Wie soll man das machen, wenn man gerade zu müde ist und Platz und Zeit für Kreativität flöten geht? Auf einmal schwirren immer mehr Fragen im Kopf umher nach Zukunft, nach Sinn … Nur wo fängt man mit den Veränderungen an und wo kommt neue Kraft her?

Im Grunde wissen wir alle: Der Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Mein erster Schritt war die Entdeckung des Smoothies. Ich habe begonnen mir jeden Morgen einen img_9780green smoothie zu zubereiten, egal ob ich im Homeoffice, im Büro oder unterwegs war. Mittlerweile gehört mein Glas mit grünem Frühstück ebenso  zum Morgenritual wie meine Tasse Kaffee. Dafür nehme ich mir Zeit und tue mir Gutes, ganz bewusst.
Dazu gehört auch mein Besuch auf dem Mainzer Wochenmarkt, den ich wieder regelmäßig eingeführt habe. Siehe da, ich habe auch wieder mehr Lust und Muße zu kochen, zu backen, Marmelade zu machen oder ähnliches.

Auszeiten und Wiederentdeckungen
Im Juni stand eine weitere Woche Urlaub an und ich habe mich nicht nur riesig auf Italien gefreut, sondern ganz verwegen und spontan noch ein paar Tage Bodensee drangehängt. Die vielen Eindrücke, die Sonne, die freie Zeit und entspannten Aktivitäten taten mir gut. Ich habe wieder mit dem Lesen angefangen. Denn eine Erkenntnis war auch: Ich habe fast ein Jahr kaum noch gelesen – und das bei einer absoluten Buchliebhaberin.
Mittlerweile war der Sommer auch in Deutschland eingimg_8858etroffen. Als Sonnenkind hat es mich nach draußen gezogen. Ich habe mich gegen nicht absolut nötige Verpflichtungen und mein Pflichtgefühl entschieden. Keine leichte Aufgabe für einen selbstständigen Workaholic, aber die Wirkung war spürbar. Sich nicht hetzen lassen, nicht selbst auferlegte ToDo-Listen und Maßstäbe abarbeiten, all das hat mich wieder atmen lassen. Ich habe das Leben wieder genießen können, Freundschaften gepflegt und mich um meine Familie gekümmert, Spaß gehabt, war frei und die Leichtigkeit kam langsam zurück.
Mit dem Wissen, dass ab Herbst wieder vermehrt Workshops, Coachings und Aufträge anstehen, war die Entscheidung den Sommer bewusst als Auszeit zu nehmen auf einmal ganz klar und fühlte sich richtig an. Ende August war ich noch einige Tage in Frankreich. Bei sommerlichen Temperaturen boten Strasbourg und das Elsass Entspannung, Inspiration und Genuss. Witzigerweise habe ich in diesen Tagen auch Yoga wieder für mich entdeckt. Kaum zurück habe ich mich nach Kursen umgeschaut und stelle nach einem Monat Yoga fest, dass mir genau das ebenfalls gefehlt hat.

Veränderungen brauchen Zeit und Bewegung
Meine Energie ist langsam zurückgekehrt und ich habe wieder Lust, Pläne zu schmieden, Ideen nachzuhängen, zu bloggen, Entscheidungen zu treffen und neue Ziele anzugehen. Ich komme wieder in Bewegung – körperlich wie mental – und das fühlt sich gut an.
Auch wenn ich selbstreflektierend bin und mir schon lange klar war, dass ständiges Vollgas keine Dauerlösung ist, hat es Zeit gebraucht, Veränderungen herbeizuführen. Ich bin noch im Prozess und es gibt noch immer Fragen, über deren Antworten ich grübele. Aber es macht wieder Spaß und ich merke, dass Freizeit, Langsamkeit und Achtsamkeit mir gut tun und für mich wieder selbstverständlicher werden.
Das ist gut so, denn die Reaktionen meines Umfeldes sind in manchen Situationen gleichermaßen erschreckend wie heilsam. Als ich jetzt ganz lässig einer Freundin schrieb, dass ich die nächsten Tage in Strasbourg bin, fragte sie sich, welchen Auftrag ich dort hätte … An Urlaub dachte sie im Zusammenhang mit mir erstmal nicht. Es ist übrigens die „Oster-Freundin“: Ich denke, momentan gefalle ich uns beiden wieder besser 😉

 

Wenn die Kirschblüte die Menschen vereint

Mitte April fangen die japanischen Kirschblüten in der Ritterstraße an, zarte Knospen zu bilden. Es ist der alljährliche Auftakt für die schönste Zeit im Jahr, in der Anwohner, Touristen und Schaulustige in der Prachtstraße flanieren und fotografieren. Für drei Wochen erblüht die Straße in Pink und Rosa und vereint die Menschen.

Wenn das Wetter mitspielt ist gerade an den Wochenende jede Menge los: Internationales Publikum, das die Blütenpracht bewundert, inklusive japanischer Touristen, die sich vor japanischen Kirschblüten in Mainz fotografieren. Menschen aus Mainz und dem Umland, die sich den Farbrausch nicht entgehen lassen wollen, Profifotografen und Journalisten und nicht zuletzt Amateurfotografen, inklusive ihrer Models, die sich an den Bäumen räkeln. Nicht zuletzt die Picknicker, die es sich auf den Rasenstücken an der Straße bequem machen und ihr kleines Hanami feiern. Es ist schon eine spezielle Zeit als Anwohner. Da wird man durchaus auch mal nach einer Leiter gefragt, damit man besser Fotos machen könne…

Liegt es an der Schönheit des Vergänglichen? Liegt es am Beginn des Frühlings? Das Schöne ist neben dem wirklichen Genuss fürs Auge, die Offenheit der Menschen. Wir haben uns auch in diesem Jahr einfach mit Bank und Stühlen auf die Straße vor dem Haus gesetzt und zugeschaut. Die Menschen, die vorbeikommen sind so unterschiedlich, aber egal welches Alter, welches Geschlecht, welche Nationalität, welcher Beruf, welche … sie sprechen miteinander und erfreuen sich an diesem Naturschauspiel!
Viele haben uns angesprochen, erzählen persönliche Geschichten, berichten von ihren Kirschblüten-Erfahrungen, haben Freunde und Familie dabei und schwätzen einfach. Die Autos fahren langsam, manche halten an und machen Fotos, mischen sich ins Gespräch ein.

Auch wenn sich unsere kleinen Hanami-Abende nicht mit den japanischen Kirschblütenfesten vergleichen lassen, ist das Gefühl vielleicht vergleichbar: Man erfreut sich gemeinsam an der Schönheit der Natur und bestaunt die Pracht, die so kurzlebig ist. Und dabei fallen alle Unterschiede zwischen uns mal einfach weg. Vielleicht lässt sich ein bissel was von diesem Kirschblütengefühl in den Alltag mitnehmen.

 

 

Fastentage zum emotionalen Entgiften

Kürzlich saß ich in einem Seminar und es ging darum, in anderen Menschen das Gute zu sehen und Komplimente zu verteilen bzw. ein Lob auszusprechen. Na dann mal los, dachte ich …
Das Ende war die Erkenntnis, dass es manchen ganz leicht fällt, anderen sehr schwer. Soweit so gut. Spannend fand ich aber die Gedanken im Anschluss: Wie verhalte ich mich eigentlich im Alltag? Mache ich Komplimente? Lobe ich? Und wie oft geht andererseits der Wolf mit mir durch, wenn wir an den Ansatz der Gewaltfreien Kommunikation denken?

Das Thema hat mich nicht losgelassen und vielleicht auch vor dem Hintergrund der Fastenzeit habe ich über Verzicht nachgedacht … Wie wäre es, zumindest einen Tag in der Woche einen Wolfs-Fastentag einzulegen? Sozusagen einen emotionalen Detoxtag, an dem ich auf Grummeln, Schimpfen und negative Gedanken ganz bewusst verzichte, denn gut tut es mir nicht.
Ich stehe noch am Anfang und es ist gar nicht so einfach im Alltag, aber ich merke, bereits der Versuch, meine Achtsamkeit auf meine Gedanken und Emotionen zu lenken und positiv zu sein, tut mir gut.
Probieren Sie es doch auch einmal aus …

Erde, die glücklich macht …

Als es noch keinen Garten gab
Wenn ich zurückblicke stelle ich fest, dass ich immer irgendwie gepflanzt habe und die Hände in die Erde gesteckt habe. Ich habe meinen Balkon bepflanzt, umgetopft, gestaltet und mich mit meinen Utensilien auf mehr oder weniger großem Raum ausgebreitet.
Selbst in Zeiten ohne Garten oder Balkon gab es Blumen oder neue Kräuter für die Küchenfensterbank und zum Umtopfen habe ich Folie ausgelegt, um arbeiten zu können …

Die Gartensaison fängt an, wenn sie anfängt
Letzte Woche schien am Nachmittag endlich mal die Sonne und ich wollte nur mal ganz kurz durch den Garten laufen, um zu schauen wie es so aussieht. Mein Blick schweifte über die Beete, in denen sich bereits neben den Schnee- auch die Osterglöckchen zeigen, Primeln blühen und Tulpen wie Allium die Köpfe bereits eifrig der Sonne entgegen recken.Gartensaison
Und dann passiert es einfach: Ich fange an zu lächeln – und wie von selbst beginne ich an der einen Ecke ein wenig Unkraut zu zupfen, das sich auch schon zurückmeldet. Ich schnappe mir eine Schere, schneide Kräuter und Sträucher zurück, kehre Laub zusammen und stelle fest: Eine Stunde ist vergangen.
Mittlerweile ist es wieder frisch geworden, meine Hände sind kalt und vor allem mit Erde beschmiert. Ich sehe aus wie ein glücklich grinsendes Erdferkel – die Gartensaison ist eröffnet und ich freue mich schon auf das Frühjahrswerkeln.

Hirn aus, Glück an
Gartenarbeit macht glücklich, erdet und entspannt. Der Ausflug an die frische Luft, Sonnenschein und die vielen Sinneseindrücke lassen uns entspannen, Blutdruck und Stresslevel sinken und der Garten wirkt als natürliches Antidepressiva. Mittlerweile gibt es sogar Studien, die eine Zusammenarbeit unserer Sinneszellen mit Bakterien, die sich in der Erde befinden belegen und letztlich für eine Ankurbelung des Serotonins sorgen.
Für mich liegt der Reiz der Gartenarbeit – neben anderen Aspekten – im Abschaltenmodus. Um ein wenig Unkraut zu zupfen und hier und da zu schnippeln, braucht es keine großen Gedanken. Und über diese meditative Tätigkeit schalte ich das Alltagsgedankenhirn ab und das Glücksgefühl an.
Ich gehe mit einem Lächeln zurück ins Haus und bin voller Energie – ein fabelhaftes Gefühl!